Heute ist der 2. November 2020, genau 40 Jahre nach dem wohl einflussreichsten Ereignis in meinem Leben.
Vor 40 Jahren habe ich meinen Vater verloren; oder besser, er hat sich mir genommen.
Depression ist ein Arschloch.
Aufwachsen ohne Vater ist ein Arschloch.
Der 2.11.1980 war eine Katastrophe für mich, für meine Mutter, für meine ganze Familie. Ein Erdbeben, ein gigantischer Tsunami. Erschütternd bis ins Mark. Vernichtend. Ein schwarzes Loch, das so unglaublich viel Lebenskraft gekostet und Zerstörung hervorgerufen hat.
Die Nachwirkungen dieses Erdbebens fühle ich immer noch. Jeden Tag auf´s Neue spüre ich die Sogwirkung, die so viel in sich hineingezogen hat und nichts freiwillig wieder hergibt. Sich mit giftigen Klauen an das krallt, was sie erobert hat. Freude, Optimismus, Glück.
Den Sog spürte ich, als ich noch nicht einmal verstand, was passiert war, spürte ich in der Schule, im Studium, auf der Arbeit. Wenn ich meine Mutter sehe, wenn ich mein Elternhaus sehe, wenn ich sehe, was es aus meine Mutter gemacht hat. Wenn ich sehe, was es in mir angerichtet hat.
Ich spüre dieses Riesenloch, dass in mir existiert, seit ich 4 Jahre alt bin, und das niemals gefüllt werden kann und mich auch heute noch an schlechten Tagen auffrisst und zerreisst. Es gibt immer noch den kleinen 4-jährigen Jungen, der nicht weiß, und nicht versteht, was passiert ist, der nicht weiß, woher diese Leere kommt, was mit seinem Papa passiert ist, der einfach nur weiß, dass er ihn vermisst, und der nicht versteht, dass er seinen Papa nie wieder sehen wird.
40 Jahre später. Jetzt bin ich der Papa.
Und ich werde alles dafür tun, dass mein Sohn niemals das durchleben muss, was mir passiert ist. Ich möchte ihm ein guter Papa sein, der Beste, der ich sein kann. Und ich will, solange ich irgendwie kann, für ihn da sein.
Weil das das Wichtigste ist, was es gibt.