Müde.

Das Jahr ist keine zwei Monate alt und ich bin so unglaublich müde.

Ich bin müde von Corona.
Ich bin müde von Leuten, die Corona leugnen und alles nur noch schlimmer für alle machen.
Ich bin müde von einer Regierung, die von Anfang an nicht auf Leute hört, die sich mit Pandemien auskennen und sich stattdessen beraten lässen von Menschen, die mit allem, was sie seit Anfang der Pandemie gesagt haben, falsch lagen.
Ich bin müde davon, dass Familien in dieser beschissenen Zeit einfach verheizt und hängen gelassen werden und das Wichtigste „die Wirtschaft“ ist.
Ich bin müde vom Winter.
Ich bin müde von der Dunkelheit, dem Regen, der Kälte.
Ich bin müde von der Arbeit.
Ich bin müde, wegen unserer Einsamkeit hier und alle Freunde und Familie hunderte Kilometer weit weg zu wissen.
Ich bin müde vom Druck, der auf unserer Familie lastet, die alles ohne jegliche Hilfe von außen allein stemmen muss.
Ich bin müde davon, diesen Druck nicht mehr auzuhalten.
Ich bin müde davon, dass ich nicht so viel Energie für meine Kinder habe, wie ich gern hätte.
Ich bin müde davon, wegen meiner Schwäche den Kleinen wieder in die Kita bringen zu müssen.
Ich bin müde davon, meiner Frau wegen meiner Schwäche noch mehr Last aufzuhalsen.
Ich bin müde, weil ich Angst um den Kleinen habe.
Ich bin müde aus Angst, dass er sich infiziert.
Ich bin müde aus Angst, dass er meine Frau und/oder mich infiziert und schlimmstenfalls als Halbwaise oder Waise aufwachsen muss und sich den Rest seines Lebens fragt, wie sein Papa oder seine Mama waren.
Ich bin müde, weil ich keine Verbesserung der Lage sehe.
Ich bin müde, weil ich manchmal einfach nicht mehr weiter kann.
Ich bin müde, weil ich manchmal einfach nur weinen möchte aber nicht mal das kann.
Ich bin müde, weil die Müdigkeit mir soviel Kraft entzieht.
Ich bin müde, weil ich selbst nicht ruhen kann, wenn ich schlafe.